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Real Talk mit Miguel Piñas– Queer Digital Nomad, e-Resident und Unternehmer

Interview mit Miguel Piñas

Ich kann mich noch daran erinnern wie ich Miguel zum ersten Mal traf. Es war 2017 in Riga (das liegt in Lettland XD). Seine spanische Art und Weise und sein breites Lächeln brachte direkt Sonnenschein und Wärme in diese Stadt. Miguel Piñas hat mit seinem Partner Ignacio Nieto Carvajal die Steuerberatungsfirma COMPANIO gegründet und ist zugleich auch der Mitgründer des Eventstartups Dancing Latitudes.

Durch die vielen Gespräche, die wir hatten, konnte ich mehr erfahren, wie es ist ein reisendes und unternehmerisches Ehepaar zu sein, das homosexuell ist.

Und da ich mir gerne Lifestorys von anderen anhöre, gebe ich auch gerne ihre Erkenntnisse weiter, die hilfreich sein können.

Es war einmal Miguel

Giang: „Sag mal Miguel, wie bist du dazu gekommen Digital Nomad zu werden?“

Miguel: „Mein Übergang zum Digital Nomad wurde maßgeblich von zwei Personen beeinflusst, die mich inspirierten und mich dazu brachten, darüber nachzudenken, was ich mit meinem Leben machen wollte. Indem sie mir zeigten wie man auch anders arbeiten kann.

Im Jahr 2010 traf ich die erste Person, eine Fotografin, während ich einen Kurs besuchte, in der Zeit, wo ich immer noch als Softwareentwickler von 9 bis 18 Uhr arbeitete. Sie teilte ihre Erfahrungen als freiberufliche Fotografin mit, nachdem sie nur kurz in einem Büro gearbeitet hatte. Das Gefühl von Freiheit, das sie vermittelte, ließ mich erkennen, dass auch ich es schaffen könnte. Ich begann, meine Zeit zwischen Büroarbeit und freiberuflicher Tätigkeit aufzuteilen und erkundete andere Projekte. In dieser Zeit entdeckte ich meine Leidenschaft für verschiedene Aktivitäten jenseits des Programmierens. Nach einem Jahr hin und her entschied ich mich, meinen Bürojob zu kündigen und mich ausschließlich auf die freiberufliche Arbeit zu konzentrieren.

Etwa 2012 begann ich mit einem Startup zusammenzuarbeiten, wo ich eine Designerin traf, die auch ihre Erfahrungen mit der selbständigen Arbeit teilte. Sie hatte nie für ein großes Unternehmen oder in einem Büro gearbeitet. Die Freiheit und die kreative Kapazität, die dies ermöglichte, faszinierten mich und veranlassten mich nach Projekten zu suchen, bei denen ich meine Vorstellungskraft und Kreativität einbringen konnte, mehr als nur eine Sache zu tun.

2016 begann ich bei Google Campus Madrid mit einem neuen Startup zu arbeiten. Nach einem Projekt, das nicht gut lief, beschlossen mein Partner und ich zu versuchen zu reisen, während wir unsere freiberuflichen Jobs behielten. Dies markierte den Beginn meiner Reise als Digital Nomad.“

Miguel
Hier hatte er eine Tapas Party für die Community in Riga organisiert.

Sein Blick auf die Vielfalt der Welt

Giang: „Hast du beim Erkunden anderer Kulturen und Länder besondere Herausforderungen oder Erlebnisse als homosexueller Reisender gehabt?“

Miguel: „Nun, ich würde sagen, die Hauptprobleme, denen ich beim Reisen gegenüberstand, beziehen sich auf das doppelte Gefühl des Verlusts von Community.

Lass mich das erklären.

Wenn man jemand ist, der zur LGBTQ Community gehört, insbesondere zur homosexuellen Community in Spanien, ist man es gewohnt, dass alles ziemlich einfach ist. Die Community ist sehr sichtbar, und besonders wenn man wie mich in einer großen Stadt in Spanien lebt, fühlt man sich praktisch die ganze Zeit von der Community umgeben. Man muss nicht mal suchen. Sie ist da und ganz unkompliziert. Wenn man reist, verliert man diese Community, zu der Freunde und Familie gehören, und diese LGBTQ Community, die man in den meisten Ländern aktiv suchen muss. Also, ich denke, die größte Herausforderung besteht darin, beim Reisen diese Community zu suchen und zu finden. Was banal erscheint, aber nicht immer einfach ist.“

Giang: „Hast du Orte oder Communitys gefunden, die gegenüber von LGBTQ-Reisenden besonders willkommen und inklusiv sind?

Miguel: „Von allen Ländern, die ich bereist habe, sind generell alle innerhalb der Europäischen Union recht freundlich.

Aber ich möchte einige hervorheben, die anscheinend nicht so sein sollten, aber mich überrascht haben. Also, ich würde Mexiko hervorheben; ich fand die Community in dieser Hinsicht sehr offen. Und Slowenien. Slowenien war auch ein Land, in dem ich fühlte, dass das Zusammenleben sehr einfach war, und ich fühlte mich, auch wenn’s nur ein Gefühl war, ich fühlte mich dort sehr wohl.“

Giang: „Wie priorisierst du Sicherheit und Wohlbefinden als homosexueller Reisender, besonders in Regionen, wo LGBTQ+ Rechte möglicherweise nicht anerkannt oder geschützt sind?

Miguel: „Allgemein, wenn ich nach einem neuen Reiseziel suche, berücksichtige ich Aspekte, die über das Interessante der Kultur hinausgehen.

Ich suche auch nach einer mittelgroßen Stadt, die ein gutes Gleichgewicht zwischen Natur, kulturellen Aktivitäten, Kinos usw. bieten kann. Zu diesem Zeitpunkt, wenn ich diese Faktoren berücksichtige, schaue ich nicht nur darauf, wie sicher das Land oder die Gegend ist.

Erst nachdem ich diese Aspekte bewertet habe, beginne ich zu recherchieren, ob das Land Gesetze hat, die die Community benachteiligen, und im Falle von Ländern, in denen es Gesetze gibt, die die Community sogar bestrafen. Für mich ist das bereits eine Grenze, die ich nicht überschreite. Mit anderen Worten, wenn ein Land Gesetze hat, die die Community bestraft, wie zum Beispiel Russland, dann kommt dieses Land für mich einfach nicht als Reiseziel in Frage.

Real Talk mit Miguel Piñas
Miguel auf Bali

Giang: „So meine letzte Frage an dich. Wie bist du als Person gewachsen und welche neuen Perspektiven im Leben hast du schließlich gewonnen?“

Miguel: „Ich glaube der wichtigste Punkt, was zu meinem persönlichen Wachstum beigetragen hat und die neue Perspektive, die ich durch das Leben in verschiedenen Ländern gewonnen habe, ist vielschichtig.

Erstens schätze ich meine Familie und mein Freundeskreis jetzt viel mehr. Ich schätze auch kleine Dinge, die in anderen Ländern möglicherweise nicht existieren, wie Small Talk – diese kleinen täglichen Interaktionen bedeuten mir jetzt so viel. Darüber hinaus habe ich erkannt, wie sehr wir die Freiheit, die wir in einigen Ländern haben, als selbstverständlich betrachten. Wenn ich es mit anderen vergleiche, beschwere ich mich weniger über bestimmte Dinge wie Gesundheitssysteme.

Ich vergleiche jetzt viel mehr verschiedene Länder, was mir eine analytischere Perspektive gibt, die auf den verschiedenen Realitäten basiert, die verschiedene Gemeinschaften erleben. [Mit anderen Worten: Durch den Vergleich verschiedener Länder konnte Miguel besser verstehen, wie unterschiedliche Gesellschaften funktionieren, welche Herausforderungen sie haben und wie sie mit verschiedenen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Bedingungen umgehen.] Dies, glaube ich, hilft mir, Dinge objektiver im Kontext meiner Erfahrungen zu sehen.

Außerdem habe ich gelernt, mehrere Probleme gleichzeitig auf ruhigere Weise zu bewältigen. Dies ist vielleicht eine der besten Lektionen, die ich aus verschiedenen Kulturen gelernt habe. Im Gegensatz zu einem temperamentvollen Ansatz, der vielleicht mein Standard war.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Eintauchen in Kulturen, die oft anders sind als die eigene, auch wenn man sie zunächst nicht versteht, dazu beiträgt, ein besseres Gleichgewicht zu finden. Es fordert einen heraus, sich mit anderen zu vergleichen und zu überlegen, ob die eigene Art zu sein oder zu handeln die richtige ist. Dadurch hilft es einem, sich besser im Gleichgewicht zu halten.

Fazit

Positive Veränderungen und Erfolg passieren nicht über Nacht. Träume werden auch nicht über eine Nacht realisiert. Durch die erste zufällige Begegnung ergriff Miguel die Chance schrittweise sein Leben zu dem Zeitpunkt zu verändern, wo manch andere es niemals gewagt hätten.

Und fand schließlich den Lebensweg, der für ihn erfüllend ist.


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